Was kommt Ihnen für ein Thema in den Sinn, wenn Sie an die SVP denken. Oder an die SP? Oder mit was verbinden Sie die FDP? Wahrscheinlich nicht auf Anhieb mit Klimaschutz, sondern eher mit Banken. Und bei der SVP eher nicht Förderung von Kita-Plätzen, sondern eher Themen wie Migration oder Landwirtschaft. Sind das nur Klischees? Und wie steht es um die Wählerschaft?
Unsere Visualisierungen zeigen, ob sich diese Vermutungen in den Thurgauer Gemeinden bestätigen lassen. Sind die Steuerfüsse in FDP-Hochburgen tatsächlich tiefer als in anderen Gemeinden? Oder lässt sich ein Zusammenhang zwischen Ausländer:innenanteilen und SVP-Wähleranteilen feststellen.
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DAS Thema der SVP schlechthin ist Migration. Damit – so die Medien – gewinnen sie ihre Wähler:innen, vor allem dort, wo es meist kaum Probleme diesbezüglich gibt. Ist es auch im Thurgau so, dass die SVP dort am stärksten ist, wo es wenig Ausländerinnen und Ausländer gibt. Der Blick auf die Daten bestätigt die These klar.
Und wie siehts bei der SP aus, der Partei, die sich für Soziales und Integration einsetzt? Wiederum bestätigen sich die Thesen mit Blick auf den Thurgau: Dort, wo Integration aufgrund höherer Ausländer:innenanteile wichtig ist, wird die SP stärker unterstützt.
GRÜNE und Klima, das ist sicher auch Ihr erster Gedanke. Und dass eher die städtische Bevölkerung grün wählt. Der Thurgau ist ein Landkanton mit kleinen Gemeinden. Wie sieht es hier aus? Direkt messen können wir es nicht, aber es gibt einen interessanten Zusammenhang: Dort, wo mehr Ausländer:innen wohnen, schneiden die Grünen besser ab. Und wie in anderen Kantonen sind die Ausländer:innenanteile auch im Thurgau in Städten am höchsten.
Kinder sollen zu Hause betreut werden. Das – so glaubt man den Berichten – ist ein weiteres Credo der SVP. Trifft das zu, so müsste es in Gemeinden mit hohen SVP-Wähler:innenanteilen weniger Kitas geben. Was meinen die Daten aus dem Thurgau? Auch sie bestätigen auch diese Vermutung.
Und auch beim Thema Soziales und Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das Klischee keines, sondern Tatsache: Wo die SP besser abschneidet, gibt es auch mehr Kita-Plätze.
Wie sieht es aus bezüglich Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen? Werden dort, wo FDP-Politiker:innen unterstützt werden, auch mehr Kita-Plätze angeboten. Auch hier bestätigt sich die Vermutung.
Dass der Staat nicht für die Wohlfahrt zuständig ist, sondern die Bürgerinnen und Bürger selber, legt man der SVP ebenfalls regelmässig in den Mund. Und siehe, auch hier sprechen die Daten dafür, dass an dieser Vermutung etwas dran sein muss. Je höher der SVP-Wähler:innenanteil, desto tiefer die Sozialhilfeausgaben.
Rechte Kreise werfen den Linken oft vor, zu viel Geld für Soziales auszugeben. Und tatsächlich sind die Sozialhilfeausgaben höher, wenn mehr SP gewählt wird.
FDP und freie Marktwirtschaft, das gehört schon zusammen wie Pech und Schwefel. FDP-Vertreter:innen setzen sich, so steht es regelmässig in den Medien, für weniger Staat und mehr Chancen für die freie Wirtschaft ein, also für tiefere Steuern. Aber sind denn tatsächlich dort, wo die FPD stark ist, die Steuern auch tiefer? Ein Blick auf den Thurgau bestätigt die These: Je höher der Wähler:innenanteil, desto tiefer der Gemeindesteuerfuss.
Das "C" im Namen der Partei ist – oder war zumindest bis zur Umbenennung in Die Mitte – auch Programm. Die Hochburgen der Partei liegen denn auch in den stark katholisch geprägten Regionen. Und wie ist es im Thurgau, dem eher evangelisch geprägten Kanton. Ist hier die CVP auch dort am stärksten, wo viele Katholik:innen leben? Die These bestätigt sich klar.
Und auch die umgekehrte Vermutung trifft ins Schwarze. Dort wo am meisten evangelische Einwohner:innen wohnen, schneidet die CVP am schlechtesten ab.
Wie die Daten und Grafiken zeigen, scheinen sich die viel zitierten "Parteiklischees" in den Thurgauer Gemeinden zu bestätigen. So sind die Steuerfüsse in Gemeinden mit hoher FDP-Wählerschaft tatsächlich tiefer oder Ausländer:innenanteile in SVP-starken Gemeinden verhältnismässig geringer. Einzig auf die Frage, was nun was beeinflusst – also ob nun aber FDP-Wähler:innen vorzugsweise in Gemeinden mit tiefen Steueransätzen ziehen oder umgekehrt – können die Auswertungen nicht beantworten. Aber kennen Sie die Antwort auf die Frage nach dem Huhn und dem Ei? ;) Karten zu allen Parteien und Indikatoren finden Sie hier.
Die Interpretationen basieren auf einfachen statistischen Berechnungen. Mittels dem Pearson-Korrelations-Test wurde getestet, ob es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Parteistärke und den ausgewählten Indikatoren gibt. Aufgrund der tiefen N-Zahl (80 Gemeinden) müssen die Ergebnisse mit grosser Vorsicht interpretiert werden.